Tessin

Ein paar Impressionen aus dem herbstlichen Tessin von letztem Wochenende.

Sektor Danilo in Cresciano.





Jedes mal wieder toll, der Block 2 im Sektor Cubo.





Maronen soweit das Auge reicht.





Sektor Deliverance (Block 35) in Chironico.





Brigitte in ihrem Boulder.









Viele Grüsse,

Brigitte und Frank

Verdon 2010

Nachdem ich vor ein paar Monaten auf ein altes Video (http://www.youtube.com/watch?v=iQs3XMYDucs&feature=related) über das Klettern in der Verdonschlucht gestoßen bin, war klar: DA WILL ICH HIN!!!
Chris kannte die Region schon, allerdings hauptsächlich vom Sportklettern her. So sind wir Ende September für 2 Wochen Richtung Südfrankreich aufgebrochen. Die nachfolgenden Bilder sollen euch einen kleinen Einblick in das Erlebte geben.

Die meisten Routen in der Schlucht erreicht man von oben. Man "rödelt" am Parkplatz auf, läuft zur zentralen Abseilstelle und los geht's. Es gibt Tage, an denen man den Tiefblick genießt und solche, an den man auf allen vieren vor dem Abgrund kauert und nicht nach unten will.



Chris an der Abseilstelle im Sektor Totem. Die gleichnamige Tour (7a) beginnt mitten in der Wand über einem riesigen Dach. O-Ton Markus (der mit Fine auch ein paar Tage da war): "Wenn der Vorsteiger weg ist, kommt man sich vor, wie der letzte Mensch auf diesem Planeten".



Fine und Markus in der letzten Seillänge der À Tout Coeur (6b+).



Die Route Zigo Zago (7a) am Pas de la Baou, wartet gleich in der ersten Seillänge mit toller und steiler Wandkletterei auf.





Am folgenden Tag hatten wir das Glück, Julien Millot kennen lernen zu dürfen. Er ist einer der besten Slackliner Frankreichs und war gerade damit beschäftigt, eine (für ihn kurze) 20m Highline aufzubauen.






Im gleichen Sektor hatten Freunde von Julien einen Pendelsprung eingerichtet.
Einen jungen (recht "brav" aussehenden) Deutschen auf die durchgeknallten Franzosen ansprechend, grinst er mich an und gibt mir zu verstehen, dass er heute morgen auch schon gesprungen ist. Daraufhin legt er seinen Gurt an, lässt sich ins Seil einbinden und...







Ein paar Tage später machen wir dann unser Schlauchboot klar und shippern mit diesem einen Teil des Lac de Sainte Croix schluchtaufwärts. Von den Tretbootfahrern werden wir nur so lange belächelt, bis wir unser erstes Bier aufmachen.











Das klettertechnische Highlight unseres Urlaubs ist sicherlich die Serie Limitée (7a) auf der linken Schluchtseite. Nach Überquerung des Flusses warten 8 tolle Seillängen auf die Bewerber.












Auf der Rückfahrt legen wir noch einen kurzen Zwischenstop in Sisteron ein. Das Gebiet bietet neben toller Plattenkletterei auch überhängende Risse, wie man sie sonst nur von Granit- und Sandsteingebieten her kennt. Einziger Wehmutstropfen: der lange und sehr beschwerliche Zustieg :-)





Was für ein schöner Flecken Erde, der mich garantiert nicht zum letzen Mal gesehen hat.

Verdoneske Grüsse,
Chris und Frank

"zentrales Ostcouloir" - Finsteraarhorn 4274m

Das Finsteraarhorn zählt eher zu den weniger gut erreichbaren Bergen des Berner Oberlandes, warum also sucht man sich so einen weit entfernten Muggel zum Klettern aus....ums mal vorweg zu nehmen David ist schuld :) .... wie kam's?

Ich fahre mit David ins Berner Oberland, das erste mal zusammen auf Tour, sein Ruf nicht nur gut sondern auch zäh zu sein eilt ihm voraus. Ich hatte also auch ambitionierte Ziele am Mönch und dem Jungfraujoch vorbereitet. Dazu war aber Voraussetzung, dass wir die Bahn auf die kleine Scheidegg noch bekommen. Da es aber sicher dort nicht nach Luzern geht wo es auch nicht angeschrieben steht und als man dann doch dort ist, noch etwas auf der Autobahn parkt war schnell klar, Bahn adieu. Beim stöbern im BOL Führer schreit David auf...Finsteraarhorn Ostwand EB 1904, das ist krank da müssen wir hin. Hey cool denk ich, schon lange auf meinem Programm und kein Stress mit der Bahn.

Wir kommen mit der Dämmerung am Grimselhospiz an, ein letzter Blick aufs Finsteraarhorn, großer Gott ist der Klapfen weit weg. Essen, Bier und eine kurze Nacht im Caddy, dass sind die Eindrücke vom Grimselhospiz, um 2:30Uhr ist wecken. Bis alles gekocht und gerichtet ist, wirds 3:30Uhr, dann gehts zu Fuss den Grimselsee entlang. Eine kurze Boulderstelle und wir sind auf dem guten Fussweg. Ewig geht es dahin, bis wir kurz vor Sonnenaufgang an der Lauteraarhornhütte stehen. Scheiße 200mH zu viel gelatscht, also über Leitern wieder runter zum Gletscher. Nun fangen die Berge um uns an zu Leuchten, der Tag erwacht.

Da ist auch die Wand die wir zu durchsteigen im Sinn haben. "Tiese Wand ta schaut aba garstig aus"-ist so der erste Gedanke. Wir überlegen kurz ob wir uns ins Aarbiwak legen und den Durchstieg visualisieren, da wir aber gewichtsoptimiert unterwegs sind, fehlt der dicke Schmöcker für eine ordentliche Visualisierung, also doch "old Style".

Nun sind wir mittlerweile dem Berg so nahe, wie man normal einem Berg nahe ist wenn's los geht. Nur dass wir schon 4 Std. Gelatsche in den Füßen haben.

Langsam wird es aber Zeit, dass wir uns überlegen wo wir eigentlich durch die Wand klettern wollen. Es drängt sich eine Line auf, das steile Couloir direkt links des nördlichen Ostwandpfeilers. Eine Tour die erst 1983 durch Germain und Steiner eröffnet wurde.

Doch vor wir der Vorfreude vollen Lauf lassen, muss der zerschrundene Gletscher des Kessels zw. Studerhorn und Finsteraarhorn überwunden werden, David ist der Wegsucher und finden den perfekten Durchgang auf den ersten Versuch. Mittlerweile ist die 1200m Wand sehr nahe. Nun gut ist auch schon 11Uhr.

Immer steiler wird der Weg, bis dann die Steigeisen an den Fuß müssen und zu den Eisgeräten gegriffen wird. Der rechteste Eisschlauch links neben der Rippe ist unser Ziel, sieht sehr genial aus, mal sehen ob es seilfrei geht.

David grinst, ihm geht es prächtig. Mich plagen etwas Krämpfe, da ich scheinbar zu wenig getrunken habe. Nichts was man nicht mit einem Seitbacherriegel bekämpfen kann, hmmmm lecker lecker lecker.

Ja nun gibt es erst mal wenig Vorkommnisse. Wir klettern zumeist Seilfrei durch die Eisschläuche und durch die Firnfelder. Oft recht save, manchmal auch etwas riskant. Mei 70°-80° haben die meisten der Eisaufschwünge halt schon, aber die Qualität ist oft sehr gut.

Nach solchen Aufschwüngen kommen aber immer wieder Felder, die sich auf 50° zurück legen und zum Ausruhen einladen. Wir kommen gut vorwärts und sind deutlich schneller als angenommen.

Nach der Wandmitte zieht das Gelände nochmal merklich an. Es wird durchweg steiler. Nun muss auch das erste mal ein Seil her, wir Versuchen einen senkrechten Eisaufschwung direkt zu klettern, die Eisschicht ist aber hohl und auf über 5m abgelöst. Das ist nicht lecker. David umgeht die Stelle über eine heikle Mixedpassage bei schlechter Sicherung.

Langsam spüren wir auch dass wir uns schon über 12 Std. anstrengen. Die Augen suchen bereits die Umgebung nach möglichen Biwakplätzen ab.

Auf 4000m Meter finden wir einen idealen Platz. Ein Schneegrat läd ein sich zu vergraben und ein großer Stein bietet Schutz nach oben. 3 Sterne Delux Biwakplatz. Wir schaufeln schnell eine Plattform für 2 Personen. Nach dem Abendessen ist schlafen angesagt, da es doch nicht so unbequem ist, kommt doch einiges an Erholung dabei rüber, ist sicher nicht verkehrt.

Morning has broken, like the first mornig..... Sonneaufgang auf 4000m:

Da schnurrt auch schon der Kocher, David hat den Platz an der Kochnische, also kann ich noch a bissel im warmen bleiben, gääähn....schön.

So, nun geht es wieder los, was wir noch nicht wissen, das Schwerste wartet noch auf uns. Am Abend sah es so aus, als könne man den senkrechten Eisschlauch nach oben hinaus verfolgen und so an den Gipfel gelangen. We will try.

Da es aber erstens anders kommt und zweitens als wie man denkt. Stehen wir eine Seillänge weiter vor der Sackgasse. Schöner Scheiß!

Das Eis nach oben ist nur locker an den Fels gepappt und wenige cm dick. Eine Felsumgehung sieht nicht einladend aus und die Sicherungsmöglichkeiten sind mau. David versucht die einzige Möglichkeit. Ein gewagter Quergang nach rechts in leichteres Gelände.


Ein Riss setzt an, ein Freudenschrei verrät dem im dunkeln gelassenen Sicherer, dass er wohl einen Weiterweg vermittelt. Cool sogar frei kletterbar. David sucht sich nach der Glanztat einen gemütlichen Standplatz.

Ich darf nun die letzte schwere Länge klettern. Eine Rinne mit einem vereisten Riss in der Mitte. Eigentlich sehr geile Kletterei und gut ab zu sichern. David braucht nicht mal Eisgeräte. Nun riechen wir den Gipfel. Und haben Luft unterm Pürzl.

Die letzte Länge, klassisches Kombiniertes Hochgebirgsgelände, nosos Problemos.

So jetzt sind es noch 10m zum Gipfel. So richtig frisch sieht das Gipfelteam nicht mehr aus, muss es aber ja gar nicht, wir sind ja gleich am Auto....ähm so in 8 Stunden.


Normalweg des Finsteraarhorns runter bis zum Frühstücksplatz, dann den den Südgrat parallel bis unter die Gamsschlicke. Wir haben richtig Glück es ist noch nicht so weich, dass wir vollständig einbrechen. Alles andere wäre ein Debakel.

Die Gamsschlicke ist ein Übergang auf den Studergletscher, früher wohl üblich ist es heute ein regelrechtes Kanonenrohr mir ziemlich viel losem Dreck aller Gesteinsarten. Nicht nur anstrengend sondern auch gefährlich. Wir gehen etwas rechts um nicht genau in der Rinne zu sein. Bald sind wir oben und sehen den letzten Gegenanstieg für heute, das Oberaarjoch. Aber erst geht es von der Gamsschlicke runter. Die Spalten trotzdem etwas im Auge behalten. So ganz Spaltenarm ist es hier nämlich nicht.

Der Anstieg ans Oberaarjoch müsste jetzt echt nicht mehr sein, aber hilft ja nicht. Vom jammern werden die Sättel selten niedriger...wobei bei dem momentanen Gletscherschwund muss man nur lange genug warten :) ... naja gar ned so lustig.


Hier sieht man den Oberaarsee, von nun an ging's bergab, 6km wenn ich mich nicht irre.

Nun haben wir aber auch eine Spur und die Vorgänger haben dankenswerter Weise die meisten Spalten mit Löchern gekennzeichnet. Die Spur wurde nicht dünner also kein Grund zur Sorge.

Am See angekommen noch einmal richtig Pause. Vor es dann die 2,5 h zum Auto geht. Dort waren wir dann ziemlich fertig um kurz nach 20 Uhr. Nicht mehr so richtig taufrisch und auch a bissel müde, vor allem aber hungrig. Letztes Problem lässt sich locker am Fuss des Grimselpasses im Gasthaus "Urweid" beheben. Was für geile Fleischbrocken.... .

Ohne Frage eine alpinistisch hochinteressante Tour auf den höchsten Berner mit den Hauptschwierigkeiten weit oben auf über 4000m. Mir kam sie etwas schwerer vor als die Ginat an der Droites, vor allem im Kombigelände.
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Facts:
"zentrales Ostwandcouloir" - Finsteraarhorn 4274m
1200m Wandhöhe - Eis bis 85° Mixed bis M4-5 (2Sl)
EB: Germain und Steiner 1983 bis grauer Turm dann über die Tour von 1904.
(Da etwas schwerer wie die Ginat gesamt ca. AS-
Vergleichbar mir der direkten Haston-Eistrup)
Guter Biwakplatz auf 4000m vor dem Hauptschwierigkeiten
Kletterzeit: 10-15 h nach Verhältnissen;
8h Zustieg zur Wand; 8h Abstieg zum Auto....Sorgt definitiv für
ein ausgefülltes Wochenende!